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Tristan & Isolde von Bayreuth bis Monsegur

 
Tristan & Isolde von Bayreuth bis Monsegur Content : Die Tristan-Sage
Die Geschichte Tristans
Die Legende und die Geschichte
Der Tristan von Béroul
Der Tristan von Thomas
Der Tristan von Gottfried von Strassburg
Der Ur Tristan
Der Tristan und Isolde von Richard Wagner
Der Isoldes Gesangswettbewerb (Mild und Leise / Liebestod / Tristan & Isolde / Richard Wagner)
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Der Tristan von Gottfried von Strassburg

 

          ‘Ein man ein wip, ein wip ein man...’
          (ein Mann ein Weib, ein Weib ein Mann)

          Das schönste deutsche Liebesepos im Hohen Mittelalter (19,548 Zeilen) soll etwa von 1205 bis 1215 aufgeschrieben worden sein. Es ist die üppige Frucht des geringen Intereßes, das Meister Gottfried für die faden, konventionellen Geschichten seiner Epoche zeigte: Thomas allein findet Gnade in den Augen des Autors und seiner zwei unmittelbaren Nachfolger: Ulrich von Türheim (ca. 1230) und Heinrich von Freiberg (ca. 1290), selbst wenn Gottfried - er erklärt dies in seinem Prolog - sich gezwungen fühlt, das Gedicht von Thomas von Britanje (Thomas von Bretagne), wie er ihn nennt, umzuarbeiten.

          In der gleichen Weise wie Beroul behauptete, den geschriebenen Text der Geschichte von Tristran gesehen zu haben und Thomas gegen seine literarischen Rivalen rebelliert, kritisiert Meister Gottfried die konkurrierenden Versionen wegen ihres Mangels an Wahrhaftigkeit, findet aber Lob für das Gedicht des Thomas als der Wahrheit entsprechend. Was ist Wahrheit? Gottfried hält sich nicht auf, um dies zu beantworten.

          Von Anfang an und durchgehend idealisiert der Dichter von Straßburg seine Personen. Sie blenden ihre Umgebung mit ihrer Schönheit wie auch mit ihrem künstlerischen oder kulturellen Raffinement: Isolde, das Wunder von Irland (daz wunder von Irlant), geschmückt mit französischer Mode (in dem snite von Franze), geht auf wie die Sonne, an der Hand gehalten von ihrer Mutter, der strahlenden Aurora. Tristan ist ihr ebenbürtig in anderer Hinsicht: versiert in den Gesetzen von Höflichkeit und ‘ameir’ (Liebe), kaum in Dublin an Land, lehrt er Isolde die Kunst des Schreibens, die Handhabung von Saiteninstrumenten, Schach, und etwas erstaunlich, Latein. Die eifersüchtigen Höflinge, unter ihnen der Zwerg, selbst Experte in der Kunst der okkulten Wißenschaften und nicht gerade unintereßiert an Isolde, fügen hinzu, daß Tristan seine Ziele durch Nekromantie erreicht.

          Wie in den Versionen, die Gottfrieds vorausgehen, trinken Tristan und Isolde den Kräuterwein, und von diesem Augenblick an pflanzt die Liebe, diese Stehlerin der Herzen, allegorisch ihre siegreichen Farben auf, und zieht die Liebenden triumphierend unter ihr Joch. Mit anderen Worten, und ohne weiteren Verzug ‘gibt sich das besiegte Mädchen mit Leib und Seele der Liebe und dem Mann hin’. Tristan beißt, wie Adam vor ihm, in den Apfel, mit den wohlbekannten Konsequenzen, in dieser berühmten Szene im Obstgarten, wo König Mark die Liebenden eng umschlungen und friedlich eingeschlafen entdeckt - nach von Gottfried nicht spezifizierten Anstrengungen. Diese Szene ist von großer künstlerischer Einfachheit und existiert nicht im Tristran von Thomas.

          Die von Gottfried benutzte Sprache, die sich von der konventionellen Sprechweise seiner Zeit entfernt, versucht, das Unsagbare auszudrücken, indem sie sich schrittweise von logischen und syntaktischen Prinzipien befreit, ähnlich dem Falken, mit dem Gottfried Isolde die Blonde vergleicht: Der Vogel (ein Geschenk, das St Bonifaz dem angelsächsischen König Ethelbald machte?) blickt tief in den Azur, bevor er die Himmel durchbohrt, die geschaffen sind, ihn zu tragen.

          Aber, dies ist eine andere tenso, vergleichbar mit der ‘Debatte zwischen zwei Damen über den Zeitvertreib mit Hunden und Vögeln’, an dem sich der berühmte Cretin, Kantor der Sainte- Chapelle, erfreute.

          Man kann genauso gut der Musik überlaßen, das auszudrücken, was nicht mit Worten gesagt werden kann : Jahrhunderte werden vergehen, bevor es vollbracht wird.

MONTANHAGOL
          ‘N’Esclarmonda, qui etz vos e Na Guia,
          Quascus dels noms d’ambas o devezis :
          Que quecx dels noms es tan cars e tan fis,
          Qu’om que.l mentau pueys non pren mal lo dia.’
          Non an tan dig li primier trobador

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